Projekt Zweitbuch… lesen bildet!

Achtung! Der Trend zum Zweitbuch hält an! Und hier sind meine Zweitbücher.
Hast Du auch schon mal ein Buch gelesen? Hier kannst Du gestehen.

[Globalia - Jean-Christophe Rufin]

Schöne, sichere, langweilige Welt! Sorglos und wohlgeregelt verläuft das Leben in Globalia, der makellosen, erdumspannenden Demokratie unter Glas. Unter klimageregelten Kuppeln gedeihen die Menschen und werden unglaublich alt, die ungestüme Jugend ist in der Minderheit.
Baikal, junger wilder Freigeist, überredet seine Liebe Kate zum Ausbruch aus dieser engen Welt, in der sich beobachtet fühlt, wer nicht systemkonform lebt.
Draußen, in den Non-Zonen, verlieren sich die beiden und werden eingefangen. Baikal wird vom mächtigen alten Mann Globalias zum neuen Feindbild des Systems aufgebaut und in die Non-Zonen entlassen, wo er den Widerstand organisieren soll, um Globalia in wohligem Schrecken zu halten, aber die eigentlichen Ziele dieser Aktion scheinen woanders zu liegen.

[Malevil - Robert Merle]

Lange Jahre ist es her, daß ich das fleckige BUch mit dem Leineneinband und irgendeinem Bibliotheksstempel in der Hand hatte, es hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen aus der Zeit, als meine Fantasie noch große Blasen schlug. Sehr wahrscheinlich war es das erste Buch, das mich mit dem Endzeitthema in Berührung brachte, dem ich in letzter Zeit so zugeneigt bin.
Während der junge Emmanuel im Keller seiner mit eigener Hand wiederrichteten Burgruine im Kreise seiner Freunde und Mitbewohner den eigenen Wein auf Flaschen zieht, bricht draußen der Atomkrieg los. Nur dank der dicken Mauern und satter Vorräte überlebt die Gruppe, derweil das ganze Land von einer Feuerwalze niedergesengt wird.
Auf Malevil richtet sich die Gemeinschaft nun ein Leben nach dem Ereignis ein und scheint ganz allein auf der Welt zu sein, doch der Schein trügt.

[Taifun - Joseph Conrad]

Hätte ich gewußt, daß hier vier Geschichten drinstecken - ich hätte es nicht gekauft. Aber bereut habe ich es nicht. Einzigartig die Weise, in der Conrad von Menschen und dem Meer erzählt, dem scheinbar einfältigen Kapitän McWhirr, der sein Dampfschiff durch einen Taifun führt, kopfschüttelnd über einen anderen Kapitän, der angeblich einen Höllensturm genau im Abstand von fünfzig Meilen umrundet hat - woher wußte er, daß es genau fünfzig Meilen waren? Woanders verschießt sich ein Skipper während eines Beladeaufenthalts - unglaublich wie lange sowas früher dauerte - in die vereinsamte Tochter eines Kaufmanns, dem er bis zu seiner Abreise mißtraut. Auch schön und traurig die Geschichte der Liebe zwischen dem stürmischen Besitzer einer herrlichen Brigg und einer Kapitänstochter, die mit ihrem Vater auf einer kleinen Insel wohnt.

[ASSHOLE - Martin Kihn]

Vom Weichei zum Arschloch - kein einfacher Weg.
Der eigentlich ganz normal erzogenen Marty bekommt ein arrogantes Arschloch in die Abteilung gesetzt und muß sich gegen ihn behaupten. Nun arbeitet er sich vor in das Arschlochsein, unter den aufmerksamen Augen seiner Frau.
Marty nimmt sich einen Lehrer, schaut seinem Erzfeind genau auf die Gusche und arbeitet sich heran an sein Ziel, um zu erkennen, daß er da wirklich nicht hinwill.


[Ausgebrannt - Andreas Eschbach]

Endlich in Amerika! Der deutsche Markus Westermann will es hier schaffen. Doch bevor es richtig losgeht, ist er wieder entlassen. Als er einen abgedrehten Österreicher trifft, der meint überall Erdöl finden zu können, entsteht eine Geschäftsidee mit Durchschlagskraft, denn in Saudi-Arabien ist eine riesige Ölquelle versiegt. Markus wird bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt - Zufall?
Die Methode funktioniert nicht und kann die Lawine nicht aufhalten. Die Weltwirtschaft purzelt und nichts bleibt wie es war. Unruhen brechen aus, Kraftstoff wird rationiert, bald gibt es garkeinen mehr. Der globale Zusammenbruch unserer völlig vom Öl abhängigen Welt vollzieht sich, Markus sucht nach seiner Genesung nochmals sein Glück in Land er unbegrenzten Möglichkeiten und knobelt an einer Methode, Kraftstoff aus Bio-Abfällen herzustellen.

[Der Meister und Margarita - Michail Bulgakow]

Der Teufel geht um in Moskau. Verleitet Menschen zu eigenartigen Dingen. Bringt die ganze Stadt durcheinander. Funktionäre, regimekonforme Gestalten werden geschunden und bloßgestellt. Margarita, jung und hinreißend, verbringt ihre schönsten Stunden mit dem Schriftsteller, dem Meister, in seiner kleinen Bude, doch eines Tages ist er weg. Sein historischer Roman mit Parallelen zum stalinistischen System darf nicht erscheinen und das bricht ihn. Er wird in eine psychatrische Klinik eingeliefert. Um ihren Meister wiederzufinden, willigt Margarita ein, eine Hexe zu werden, durchgeknallte Sachen passieren und auf schrägen Umwegen kommt das ungleiche Paar in der Ewigkeit wieder zusammen.

[Zeit aus den Fugen - Philip K. Dick]

Die Truman Show kam danach: Irgendwo in den ländlichen USA, die Fünfziger. Ragle Gumm wohnt mit seiner Frau in einem schäbigen Haus und verdient mit dem Lösen von Kreuzworträtseln sein Geld. Eines Tages findet Ragle eigenartige Papierstreifen in einer Ruine am Rande der Stadt und er ist sich seiner Realität nicht mehr sicher. Und die Zeichen mehren sich, Menschen verhalten sich merkwürdig, aber warum das alles? Wohnt er wirklich in einer Blase? Sind das wirklich die Fünfziger?
Heimlich schleicht er sich heraus aus diesem Kokon, der einzig f¨r ihn existiert und gelangt in eine trostlose Welt... hier läßt die Geschichte etwas nach, aber das Thema rockt!

[Onkel Oswald und der Sudankäfer - Roald Dahl]

Der Autor veröffentlicht hierin die Tagebücher seines Onkels Oswald, neben dem Casanova wirkt, als litte er "an einer schweren Unterfunktion seines Geschlechtsorgans", haarsträubende Geschichten.

Als um neunzehnhundertzwölf dem siebzehnjährigen Onkel die aphrodisierende Wirkung des Ölkäferpulvers aus dem Sudan zu Ohren kommt, muß er das Pulver haben, streut man etwas davon auf einen Stecknadelkopf, reicht die Menge die darauf verbleibt aus, um einen Mann zur sexuellen Raserei zu treiben. Das Geschäftsmodell funktioniert und der Rubel rollt. Doch Oswald will reich werden, richtig reich, und ein Chemieprofessor hat eine zündende Entdeckung gemacht, mit der das gelingen kann - mit dem Verkauf von geraubtem Samen berühmter Männer an begüterte Frauen.

[Das Orakel vom Berge - Philip K. Dick]

Im liberalen Westamerika kursiert ein ketzerisches Buch, das einen alternativen Ausgang des Zweiten Weltkriegs darstellt, in dem Deutschland den Krieg verloren hat. Was für eine wirre, aber unbeliebte Fiktion!

Die ehemaligen Achsenmächte regieren die westliche Welt. Von Deutschland fliegt Mr. Baynes mit der Lufthansa-Rakete ME-9-E nach Amerika, um im japanisch regierten Westteil den kaiserlichen Gesandten vor einem Atomschlag der Deutschen zu warnen, die schon das östliche Amerika beherrschen.

Die politischen Lager Deutschlands sind gespalten. Hitler hat sich von den Amtgeschäften schon längst zurückgezogen, und plötzlich stirbt sein Nachfolger Bormann. Wie geht es weiter?

[Das Ende der Ewigkeit - Isaac Asimov]

Da sind sie wieder, die verschiedenen Realitäten!

Im siebenundzwanzigsten Jahrhundert wurde die Ewigkeit erschaffen und seitdem wirken die "Ewigen" daran, mittels genau berechneter Realitätsveränderungen das Schicksal der Menschen in allen Jahrhunderten von Kümmernissen und Kriegen freizuhalten.

Andrew Harlan, der Techniker, arbeitet den "Rechnern" zu, indem er Analysen der Auswirkungen solcher Eingriffe ausarbeitet, das macht er ziemlich gut.

Nun soll er die Ewigkeit retten, doch die Frau aus den verborgenen Jahrhunderten, in die er sich verguckt hat, führt irgendetwas im Schilde - ist das Wirken der Ewigen, das Fehlen jeder Exzesse, die Mittelmäßigkeit wirklich zum Wohle des Menschen? Soll die Ewigkeit bestehen oder vergehen?

[Blink - Malcolm Gladwell]

Die Macht des Moments!

Inzwischen ist uns bewußt, daß unser Unterbewußtes einiges zu unseren täglichen Entscheidungen beiträgt. Warum fürchten sich selbst Schwarze instinktiv vor Schwarzen? Warum konnte man nicht einfach den Geschmack von Coca Cola modernisieren um Pepsi zu übertrumpfen? Warum können wir  Entscheidungen aus dem Bauchgefühl nicht erklären? Warum verdienen großgewachsene Menschen mehr Geld?

Vielleicht hab ichs überlesen - Erklärungen, wie man dieses Wissen einsetzt, habe ich aus dem Buch nicht mitgenommen, amüsant und lehrreich ist es aber allemal.

[Der ewige Krieg - Joe Haldeman]

Wie wird man tausend Jahre alt? Immer im Weltraum hin und herfliegen und Krieg machen.
William Mandella wird eingezogen und für die UN-Aufklärungsstreitmacht ausgebildet, gegen die Taurier in den interstellaren Krieg zu ziehen, doch niemand hat die Feinde bisher gesehen. Subjektive Dienstjahre und noch mehr Erdenjahre vergehen, Kameraden kommen und gehen. In der freizügigen Truppenmoral findet er Potter, irgendwann einzige Verbindung in seine Generation, doch nun trennen sie ihre Marschbefehle auf Lichtjahre und es gibt kaum Hoffnung sich wiederzusehen, zu fern sind die galaktischen Weiten, der Feind und die Taktik bleiben unverständlich, bis der elfhundertjahrelange Krieg plötzlich vorbei ist, Friede-Freude-Eierkuchen, alles vergessen - was nun?

[Gott ist tot - Ronald F. Currie]

Eines Tages stirbt Gott in Gestalt eines Mädchens am Rande von Darfur und die menschliche Welt gerät aus den Fugen. Nonnen und Mönche begehen massenhaft Selbstmord, diejenigen, die eh nicht an Ihn geglaubt haben, wissen auch nicht weiter, die Weltordnung ist nicht mehr. In Erwartung des Weltuntergangs macht jeder was er will.
Zu aller Erstaunen dreht der Globus sich aber weiter. Die Menschen flüchten sich in übersteigerte Kinderliebe, um das spirituelle Vakuum zu füllen. Gott hat uns verlassen. Der Weg zur Erlösung führt über das Kind. Die Wirtschaft bricht zusammen, weil fast alle Eltern nur noch ihre Kinder hätscheln. Gleichzeitig bekriegen Evolutionspsychologen sich mit den Postmodernen Anthropologen um die Weltherrschaft. Apokalypse ohne Gott?

[Picknick am Wegesrand - Strugatzki]

An sechs Stellen der Erdkugel haben Außerirdische merkwürdige Beweise ihres Besuches hinterlassen und sind wieder verschwunden, niemand hat sie gesehen, aber die Zonen lassen keinen Zweifel, daß sie da waren. Dort gibt es einiges zu holen. Aber der Ausflug kann tödlich sein.
Roderic Schuchart, einer der Schatzgräber, lebt in einer Stadt neben einer solchen Zone und von den unerklärlichen Funden mit ausgedachten Namen, den Nullen, Akkumulatoren, Schwarzen Spritzern oder dem Geprickel, die er an einen Hehler verkauft, kann es nicht lassen, war schon eingelocht deswegen, denn die Zonen sind Sperrgebiet.
Als er einen verletzten Schatzgräber rettet, der bei einem der nächtlichen Ausflüge in die Hexensülze geraten ist, die ihm das Bein zu Gummi gemacht hat, verspricht der, ihm zur Belohnung zu sagen wo die Goldene Kugel zu finden ist. Roderic macht sich auf in die Zone, vorbei an Fliegenklatsche und Knochenmühle, zwei tödlichen Gravitationsphänomenen, und den anderen Gefahren, die Kugel zu holen.

[Das Cusanus-Spiel - Wolfgang Jeschke]

Mit jeder Entscheidung, vor der man steht, eröffnet sich ein Strauß der Möglichkeiten. Das Universum bildet Verzweigungen, weitere Universen existieren Nanometer neben diesem, alles Teil des Multiversums aller möglichen Versionen der Wirklichkeit, die von einer unbekannten Instanz durchgespielt, beurteilt und verworfen oder durchgewunken werden. Domenica Ligrina, Botanikerin in der nahen Zukunft, wird von einer Organisation des Vatikan angeworben, zur Zeitreisenden ausgebildet und ins Mittelalter gesandt um ausgestorbene Pflanzen zu sichern. Die Mission geht schmerzhaft schief, doch sie erhält die Erlaubnis, ihren verstorbenen Vater vor dem Tod zu retten. Dabei entdeckt sie ihre Fähigkeit, selbstbestimmt in jede beliebige Epoche des Universums zu reisen. Die Zeit ist kein Pfeil, Vergangenheit wie Zukunft sind Ansichten eines Bildes. Wer das nicht versteht, ist genauso weit wie ich. Nochmal lesen, aber langsam.

[Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten - Christian Kracht]

In Neu-Bern in der SSR, der Schweizerischen Sowjetrepublik, einst von Lenin gegründet, nimmt der schwarzhäutige Politkommisär, aufgewachsen und ausgebildet in Afrika, die Suche nach einem Polen namens Brazhinsky auf, der in mächtigen Wolken spricht. Unbedingt festnehmen soll er den. Seit unvorstellbaren sechsundneunzig Jahren nun ist Krieg, niemanden gibt es mehr, der den Frieden erlebt hat. Ständig Bomben. Der Kommissär verfolgt und findet Brazhinsky in der uneinnehmbaren Festung des Réduit in den Alpen, dem Bollwerk gegen die Deutschen, die in hundert Jahren in den Berg gegraben wurde. Doch hier herrscht Anarchie, von Verteidigung gegen einen starken Feind kann keine Rede sein.
Wie ein Ausschnitt aus einer längeren Geschichte liest sich das dünne Buch, eine der interessanten Visionen des Genre.

[Der Clan aus Geld und Genen: Ein erster Bericht aus dem Reich Artam - Volker Weiss]

Zähes Ringen mit jeder Seite - ist es überkandidelter Blödsinn oder anspruchsvolle Vision?
Eine elitäre Gruppe Menschen, in der Mehrzahl blond, blauäugig und groß gewachsen, von den Thesen des 'Ältesten Vaters' geleitet und in allen wichtigen Staatsgewalten vertreten, treibt in ihren abgeschotteten Siedlungen die Genforschung zur Erschaffung einer höheren Rasse voran, doch eine abgespaltene Gruppe geht noch um einiges weiter. Zudem verstärkt die revolutionäre 'Rote Hand' ihre Angriffe auf die Siedlungen und Forschungsstätten - kann die Gruppe bestehen oder wird sie im Kampf untergehen wie so viele Eliten vor ihr?
Die Entscheidung steht bevor, doch das Ende wird wohl erst in der Fortsetzung geklärt.

[Mieses Karma - David Safier]

Mutter und mit Karriere beschäftigte Moderatorin wird nach dem Sex mit ihrem rattenscharfen Kollegen vom Waschbecken einer verglühenden russischen Raumstation erschlagen und als Ameise wiedergeboren - das kann nur Leuten passieren, die nicht viel gutes Karma gesammelt haben. Nun hat sie Gelegenheit zur Wiedergutmachung, doch ihr starker Egoismus und ihre Muttergefühle drängen eher darauf, die Neue im Leben ihres Mannes zu verscheuchen. Durch das Karmasammeln arbeitet sie sich dennoch die Evolutionsleiter hoch, begleitet vom wiedergeborenen Casanova, daß es Spaß macht, sie durch die Höhen und Tiefen bis zum Happy End zu begleiten.

[Die perfekte Masche - Neil Strauss]

Der erfolgreiche Autor Neil Strauss hinterfragt seine mäßige Wirkung auf Frauen und entdeckt den Aufreißer in sich, läßt sich von den Branchengurus zum perfekten Verführer namens Style ausbilden, wird selbst einer und gibt Schulungen für den garantiert gelungenen Aufriß. Entgegen seinen Mitstreitern, die nur noch für die Nacht leben, ihre Jünger im verwahrlosten Luxushaus um sich scharen und bei der Perfektionierung ihrer Technik die Frau als Mensch und das Danach vergessen, will er mehr als das. Mit dieser Erfahrung gibt der Erzähler sich erstaunt und erleichtert der verpönten Oneitis, dem Die-oder-keine-Syndrom hin und findet was sie doch alle suchen: die Liebe.

[Faserland - Christian Kracht]

Wer stört sich an der ständigen Erwähnung der Barbourjacke?
Die offenbar sorglose Spätjugend des gutsituierten Ich-Erzählers auf seiner Lustreise scheint durch nichts erschütterbar, aber der gleichgültige Schreibstil verhehlt nicht die Leere, die diese stete Sorglosigkeit in sich trägt. Auch vielen anderen Figuren geht es so, sie haben längst mit der Sinnsuche abgeschlossen. Im Lichte unserer schützenden Wohlstandsgesellschaft besehen braucht es manchmal keinen Porsche und keine VIP-Party, um das grassierende Industriezeitalterphänomen nachzuvollziehen. Es kommt wohl immer darauf an wie man ein Buch liest.

[Durch Mark und Bein - Kathy Reichs]

Nach einem schrecklichen Flugzeugabsturz fahnden die Rettungskräfte in dem betroffenen Waldstück nach jedem Fetzen menschlicher DNS, aber ein einzelner Fuß paßt einfach nicht ins Bild.
Die versierte forensische Anthropologin Tempe Brennan läßt nicht locker und gerät ins Visier der lokalen Verschleierungstaktiker, bald weiß sie nicht mehr wer Freund oder Feind ist, Mitwisser sterben und das Beweisstück verschwindet. Und was hat das geheimnisvolle Haus nahe der Absturzstelle mit dem Fall zu tun?

[Fahrenheit 451 - Ray Bradbury]

In einer Welt, in der die Feuerwehr Brände legt, um die Menschen vor Büchern zu schützen, kommen Feuerwehrmann Guy Montag Zweifel an seinem angesehenen Job. Bei 451 Grad Fahrenheit verbrennt Papier. Mit Kerosinspritzen vernichten die Männer mit den rußgeschwärzten Gesichtern jedes Buch. Wie konnte es zur Verdammung der Literatur und Verdummung der Menschen kommen? Er rettet Bücher und kann plötzlich nicht mehr Feuerwehrmann sein, er setzt sich der Verfolgung aus, denn auf Bücherbesitz steht Einäscherung. Die Flucht vor dem alles erschnüffelnden Roboterhund führt Montag zu einem Häuflein Landstreicher, die Klassiker auswendig gelernt haben, um sie vor dem Untergang zu retten - muß es soweit kommen?

[Feuchtgebiete - Charlotte Roche]

Schwer fällt es mir, das großformatige rosarote Buch mit in den Biergarten zu nehmen - seines einschlägigen Rufes wegen? Weil man komisch angesehen wird und schnell die Farbe des Umschlags annimmt? Nee, dafür gibt es dunkle Sonnenbrillen. Eher weil es nicht in meine Bauchtasche paßt.
Da fühlte ich mich mit laufender Lektüre selbst wie ein Arschpatient. Die Protagonistin muß sich nämlich nach mißglückter Intimrasur einer unaussprechlichen Operation unterziehen und beschäftigt sich im Krankenbett mit sich selbst und ihren Erinnerungen und Fantasien, solche der intimeren Art in detaillierter Form, was abstoßend wirken will.
Das Schockierende ist wohl, daß Derartiges nun zwischen zwei legal erhältlichen Buchdeckeln vorliegt, was zuvor nur nischentauglich und Perversen zugänglich war. Wen schockieren solche weiblichen Sexualfantasien eigentlich? Von der Emanzipation angezählte Männer? Heuchlerische Frauen über 18? Die Gedanken sind frei, fast jeder findet wohl sowas in mehr oder minder schräger Form in seinem Kopf, fein verschlossen natürlich vor dem Nächsten, auch wenn es niemand freiwillig zugäbe.
Erstaunlich nur, wo eine Achtzehnjährige soviel Erfahrung und Fantasie hernimmt - Abgründe tun sich auf... Nachahmer(innen) sind vielleicht schon in den Startlöchern.

[Die Schleife an Stalins Bart - Erika Riemann]

Dankbar. Muß man manchmal nicht unter Tränen dankbar sein dafür, wie wenig schlecht es einem geht?!
Eine Schleife aus Lippenstift, harmloser Streich einer Vierzehnjährigen, bringt die Erzählerin in Gefangenschaft der russischen Alliierten, just als der Krieg aus ist. Ungläubig und naiv wird das junge Mädchen wie ihre ähnlich schuldigen Mitgefangenen von Haftanstalt zu Haftanstalt gekarrt, wie man es über das Schicksal der Juden schon oft gehört hat, sogar ins KZ Sachsenhausen. Hunger, Durst, Krankheiten und Willkür zeichnen Erika, acht Jahre ihres jungen Lebens sind verloren, als sie ins Nachkriegsdeutschland ausgespuckt wird.
Orientierungslos und unreif, aber überlebenswillig und stark beginnt sie ihr neues Leben, geplagt von Zweifeln und Fragen. Was mit einem Zettelwust beginnt, wird dank der Co-Autorin ein locker-leichtfüßig geschriebenes Buch, das mitreißt.

[The Time Machine - H.G. Wells]

Meine Bibliothek größtenteils ungelesener Bücher spuckte eines Tages ein kleines rotes Reclam-Heft aus, als ich in einem anderen, gerade gekauften Buch nicht mehr weiterkam. Dank des Glossars kam ich gut durch den englischsprachigen Text.
Der Zeitreisende, erschöpft in seinem Sessel am heimeligen Kamin seines Landhauses sitzend, erzählt der ungläubigen Zuhörerrunde von seiner ersten Reise in die Zukunft, von der er gerade zurückgekehrt war. Mit seiner Konstruktion war er zehntausend Jahre voraus gelangt, zu den Eloi, Teletubbies die in oberirdischen Gärten kindsgleich herumtollen und sich nur nachts ängstlich in verfallenen Palästen zusammenkuscheln, und den Morlock, jenen Mini-Yetis, welche tagblind in weit verzweigten unterirdischen Gängen leben. Nach und nach erkennt der Reisende Zusammenhänge dieser Welt, während er auf der Suche nach seiner verschollenen Zeitmaschine die Landschaft seiner einstigen Heimat durchstreift. Die Menschheit hat sich aufgespalten und rückwärts entwickelt. Devolution. Doch seine Zuhörer sind mißtrauisch - hat er sich das ausgedacht? Von seiner nächsten Reise kehrt er nicht zurück, der Erzähler wartet vergebens.

[Die Chemie des Todes - Simon Beckett]

Menschliche Überreste jenseits des Vorstellbaren. So weit vom Lebendigen entfernt, daß nur noch Interpretation des sekundären Zustands, Entwicklungsstadien der Besiedlung und Auswirkungen auf die nähere Umgebung zielführend sind.
All das wollte David eigentlich vergessen, als er sich weit weg von London als Landarzt verdingt. Aber es kommt anders. Ein entstellter Leichnam und die Suche nach dem Mörder ruft ihn in sein Spezialgebiet zurück, es dauert nicht lange und er steckt mittendrin - kann er helfen den Serienmörder zu fassen oder geht er selbst dabei drauf?

[Der letzte Tag der Schöpfung - Wolfgang Jeschke]

Ein Wahnsinnsplan: Mensch und Material ein paar Millionen Jahre in die Vergangenheit schicken um den Scheichs das Öl abzugraben, bevor sie überhaupt wissen, daß sie welches haben, also hatten. Dumm nur, wenn man in kurzsichtiger Einfältigkeit glaubt, niemand anderes würde je daran denken. Und unverantwortlich, keine Rückfahrtkarten bereitzuhalten. Wegen einiger Ungenauigkeiten treffen die Trupps mit Jahrzehnten Versatz sein, und sind doch nur wenige Tage hintereinander gestartet. Atomkrieg zwischen den Parteien. Keine Chance, den Plan zu verwirklichen. Die Sache geht gründlich in die Hose, ganz zu schweigen von der Zukunft, die mit jedem Eingriff eine andere wird. Spannend und Stoff für ein viel dickeres Buch.

[Fiasko - Stanislaw Lem]

Eben noch im Großschreiter unterwegs in Birnams Wald und nun, frisch aufgetaut und wiederbelebt, auf dem Flug zum weit entfernten Planeten Quinta, ganz ohne persönliche Erinnerung - die ist bei seinem Zusammenflicken aus zwei Eingefrorenen irgendwie verlorengegangen, mittendrin in der Mission, eine fremde Zivilisation im schmalen Fenster des Kontakts zu besuchen. Der erprobte Astronaut ist in seinem Element. Aber so einfach ist es nicht, Unbekannte zu einer Unterhaltung zu ermuntern. Warum heißt der Titel sonst Fiasko?!

[Der Fall Jane Eyre - Jasper Fforde]

Ein paar Tage frei und ich kann wieder lesen! Unten am Fluß ist genug Ruhe und Sonne, um dieses Buch endlich abzuschließen.
Haarsträubend geht es zu im Ffordschen England des Jahres Neunzehnfünfundachzig, die literarische Abteilung des Staatsschutzes sucht das Originalmanuskript eines Dickens-Romans und seinen Dieb, der nicht so einfach zu fassen ist, er kann Menschen seinen Willen aufzwingen und ist scheinbar unverwundbar. Nur Thursday Next, störrische Agentin und die einzige, die den bösen Acheron Hades je gesehen hat, scheint ihm gewachsen zu sein. Die Ereignisse überschlagen sich und nun ist ein berühmter Bronte-Roman in Gefahr, seine Hauptdarsteller und damit die Handlung zu verlieren, denn das Böse ist in das Originalmanuskript gelangt und hat Jane Eyre entführt. In allen darauf basierenden Ausgaben verschwindet der Erzählstrang und die Lesegemeinde ist beunruhigt - kann die forsche Agentin das Buch und die Literatur retten? Verrückt und kurzweilig.

[Der Doppelgänger - José Saramago]

Nu isses passiert! Versehentlich ein Buch gelesen! Atemlos geschrieben wie das hier, wollte es schon wegschmeißen, weil es mich so aufgeregt und gehetzt hat, aber es war ein Geschenk! So! Durchgehalten, der Stil ist wirklich anstrengend, aber die Sprache ist virtous wie das Thema schräg:
Der Geschichtslehrer Tertulio Maximo Afonso, der wie alle Figuren stets mit vollem Namen genannt wird, unentschlossen in seiner Beziehung zu der bezaubernden Maria da Paz, entdeckt durch Zufall, daß es in seiner Stadt einen Mann gibt, der ihm aufs Haar gleicht. Was tun? Wem kann man sich anvertrauen? Niemandem, beschließt der Geschichtslehrer und arrangiert ein Treffen mit dem ahnungslosen Fremden - mit aberwitzigem Ausgang.

[Lautlos - Frank Schätzing]

Der trinkfreudige Physikprofessor und erfolgreiche Buchautor Liam O'Connor ist sich sicher, seinen alten Kumpel Paddy am Flughafen gesehen zu haben, als er gerade seine Lesereise in Deutschland beginnt. Kika, offiziell seine Pressereferentin, eigentlich aber seine Aufpasserin, denn Liam ist bekannt für seine Kapriolen, erliegt seinem Charme und kann ihn von Nachforschungen nicht abhalten. Doch auch er kann von der schlaksigen Frau nicht lassen und so machen sie sich daran, ein Rätsel nach dem anderen zu lösen und kommen einem unglaublichen Attentatsplan auf die Spur. Der Präsident der USA soll an den undurchdringlichen Sicherheitsvorkehrungen vorbei mit einer Laserwaffe ermordet werden. Es scheint unmöglich, das zu verhindern.

[Tod und Teufel - Frank Schätzing]

Lesefaul! Mir fehlt die Ruhe. Aber nun hab ich es doch geschafft.
Jakop, schnellfüßiger Langfinger im Köln des Jahres 1260, wird Zeuge eines Mordes und nun ist der riesige Unbekannte auch ihm auf den Fersen. Was hat der Dombaumeister ihm ins Ohr geflüstert, bevor er dahinschied? Hat er etwas verraten? Jakops wenige Freunde müssen sterben, bevor er Unterschlupf bei einem Färber und seiner liebenswerten Tochter findet. Gemeinsam versuchen sie die Hintermänner zu entlarven und geraten selbst in Todesgefahr, denn Kölns erlauchteste Familien sind involviert und der gedungene Mörder ist gnadenlos.

[Die Reisen des Herrn Baldassare - Amin Maalouf]

Die Welt wird untergehen! Das Jahr 1666 steht vor der Tür und an allen Teilen des Erdballs spielen die Menschen verrückt, sehen Zeichen für den sicheren Untergang. Und er verkauft das Buch, das die Rettung bedeutet hätte! Als Baldassare Embriaci, Kuriositätenhändler aus der Levante, klar wird, wieviel ihm daran liegt, beschließt er, es zurückzuholen und zieht mit seinen Neffen nach Konstantinopel. Doch so einfach ist die Sache nicht, das Buch scheint sich ihm zu entziehen und alles in seiner Umgebung zu zerstören. Seine Odyssee führt ihn nach Genua, die Heimat seiner Ahnen und sogar bis nach London, immer im Fieber, das Ende der Welt sei nah. Die Liebe zu einer Frau zerbricht und das unheilvolle Jahr geht vorbei, ein neues Jahr, ein neues Leben beginnt.

[Die ersten Deutschen - S. Fischer-Fabian]

Wieder ein Sachbuch, das auch für Normalsterbliche verständlich und ohne das Wälzen von anderer Fachliteratur inklusive Fremdwörterbuch zu lesen ist, aber ganz plötzlich ist es zu Ende, keine richtig runde Geschichte, aneinandergereihte Episoden aus der vielerorts und besonders in der NS-Zeit gern fehlinterpretierten Lebensweise der deutschen Stämme. Kennt man einen Stamm nur vom Schlachtfeld, läßt sich daraus eben schwer auf die wahre Lebensweise schließen, die langweilige Phase zwischen den Kriegen, die nunmal die meiste Zeit der Geschichte ausmacht.
Vom Autor gibt es noch ein halbes Dutzend Bücher, die um das Thema kreisen.

[Das Jesus Video - Andreas Eschbach]

Wer ist der Tote, der mit einer Gebrauchsanleitung für eine Digitalkamera aus der Zukunft in dem zweitausend Jahre alten Grab gefunden wird? Und wo ist die Kamera? Der smarte Entdecker des Rätsels traut dem Geldsack nicht, der die Ausgrabung finanziert und mit allen Mitteln die Kamera finden will. Kann er ihn aufhalten? Die Jagd beginnt.
Nur die spannende Erzählweise, die der Autor mir schon mit dem untigen Werk bewiesen hat, zerrt mich durch die Lektüre - was ist ein Jesus gegen eine Billion Dollar? Manchmal sollte man sehr genau bedenken, in welcher Reihenfolge man Bücher in die Hand nimmt, Ober sticht Unter, Weltenbrand überbietet Religionsgeschichte.

[Eine Billion Dollar - Andreas Eschbach]

Was macht man mit tausend Milliarden Dollar? Plötzlich ist der junge Pizzafahrer Erbe eines unvorstellbaren Vermögens und eines Vermächtnisses: den Menschen die Zukunft zurückzugeben. Völlig überfordert überläßt er die Erfüllung der Vision seinem undurchsichtigen Geschäftsführer, bis ihm endlich dämmert, was die Welt verändern und eine neue, gerechtere Ordnung herbeischaffen könnte. Werden die Mächtigen der Welt das zulassen?
Stellenweise unerträglich wahr und niederschlagend, versickert das Buch ohne erlösendes Ende, denn das gibt es nicht. Ich hatte gefiebert, auch wenn ich wußte, es kann nicht sein. Die Welt bleibt wie sie ist - oder?

[Traumland Alptraum - Hans Peter Schneider-Döll]

Eingesperrt in Abu Dhabi ohne Haftbefehl als Geisel wegen Schulden seines Arbeitgebers dem Scheich gegenüber fristet der Deutsche, von der Botschaft belogen und im Stich gelassen, mehrere Monate im Gefängnis. Kommt er lebend raus oder wird er irgendwo in der Wüste verscharrt?
Das Buch gibt einige Einblicke in die Willkür, in der sich arabische Herrscher sonnen und ihr Land nach Gutdünken regieren.

[Der Schwarm - Frank Schätzing]

Neuartige Würmer verursachen verheerende Tsunamis vor Europa, Wale versenken Schiffe - schlägt die Natur zurück?
Das Buch zieht mich voll runter! Natürlich ist die Menschheit uneingeschränkt rücksichts- und gedankenlos, was die Verschmutzung und Zerstörung der Natur angeht, warum sollte sie also nicht zurückschlagen?! Der Eindruck anderer Leser, das Buch würde in der zweiten Hälfte langweilig, kann ich für mich so nicht bestätigen, schwieriger wird's, weil man mit Fakten und Wissen bombardiert wird. Antiamerikanisch? Tja, nicht von der Hand zu weisen...

[Wir amüsieren uns zu Tode - Neil Postman] ...in Arbeit!

Was hat das Medium, welches unsere Gesellschaft bestimmt, mit der Wahrnehmung der Wahrheit zu tun? Wie bestimmt das Fernsehen unser Weltbild? Müssen wir im Zeitalter des Fernsehens zwangsläufig verblöden?
Angeblich schon 'literarisches Alteisen', klärt das Buch über die sich wandelnde Gesellschaft auf, die eng mit der Veränderung der Medienlandschaft zusammenhängt.


[The Scorpion's Gate - Richard Clarke]

Das Diplomat Hotel in Manama ist Opfer eines Bombenanschlags geworden, der amerikanische Stützpunkt entgeht knapp einer Katastrophe - wer will den kleinen Wüstenstaat destabilisieren? Die Fundamentalisten des neu gegründeten Islamijah oder iranische Schiiten?
Der realitätsnah erscheinende Zukunftsroman des ehemaligen US-Sicherheitsberaters fesselt von Anfang an. Die Ereignisse überschlagen sich, ein Krieg im Nahen Osten scheint unausweichlich. Eine Handvoll engagierter Geheimdienstler, islamischer Jung-Politiker und Journalisten versuchen, das Inferno gegen den Willen des US-Verteidigungsministers zu verhindern, der finstere Ränke schmiedet...

[Vaterland - Robert Harris]

Eine bleiche Wasserleiche wird am Havelufer gefunden. Xaver März, Kripo-Fahnder im Nazideutschland des Jahres 1964 nimmt die Spur auf und läßt sich nicht abschütteln, trotzdem und gerade weil die Gestapo ein verdächtiges Interesse hat, das Ganze zu vertuschen, denn es geht um was ganz Großes... Mit jeder weiteren Seite stieg in mir der Verdacht auf, das Buch schon gelesen zu haben, je weiter ich kam, desto sicherer wurde ich. Ich hielt durch und wurde nicht gelangweilt.
Ich habe schon ein paar dieser Was-wäre-gewesen-wenn-Geschichten gelesen, die sich mit Deutschlands fiktiver Nazi-Zukunft beschäftigen, ist immer wieder interessant.

[Die New York-Trilogie - Paul Auster] ...erledigt!

Ne Trilogie ist irgendwas mit drei, aber erst zwei Geschichten sind durchgeackert. In der ersten, Stadt aus Glas, wird ein Detektivgeschichtenautor (irrtümlich oder gewollt?) für einen Beschattungsauftrag engagiert, der ihn an seine geistigen und körperlichen Grenzen führt und ist am Ende ungeklärt verschwunden. In der zweiten, Schlagschatten, nimmt ein Privatdetektiv einen Überwachungsauftrag an und realisiert spät, daß sein Zielobjekt der Auftraggeber ist.
Und die dritte? Tja, jetzt erst wird mir mitgeteilt, daß alle Geschichten zusammengehören, aber da habe ich die Details der ersten zwei schon vergessen. Muß ich nochmal von vorne?

[Pompeji - Robert Harris]

Attilius, neu bestellter Wasserbaumeister der Augusta, des Aquädukts welches die Golfregion am Vesuv versorgt, ist gerade ein paar Tage im Amt, als das Wasser versiegt. Wir Leser wissen schon, daß sich da was zusammenbraut, aber Attilius muß das Puzzle erst noch zusammensetzen und reist nach Pompeji um von dort aus die Blockade zu entfernen, gerät dabei in die undurchsichtigen Fäden der Macht der reichen Stadt, die ein ehemaliger Sklave spinnt, der es zu Einfluß und Geld gebracht hat. Kaum hat der Trupp des Helden die Wasserleitung repariert, ist dieser vom Tode bedroht, doch er entkommt, flieht als der Vulkan zu toben beginnt. Dem folgenden Ausbruch des Vesuvs, spannend und detailreich erzählt, entflieht Attilius mit seiner Angebeteten um Haaresbreite. Ende.

[Die Verwandlung - Franz Kafka]

Der junge Handlungsreisende wacht eines Morgens als Käfer auf, hilflos auf dem Rücken zappelnd. Die Familie ist völlig überfordert, man verrammelt sein Zimmer, einzig die Schwester steht auf seiner Seite. Das Zimmer wird zum Terrarium, doch der Arme verkümmert und liegt eines Tages vertrocknet in seinem Zimmer. Erleichterung. Welche Droge muß man nehmen, um sich sowas einfallen zu lassen?


[Der futurologische Kongreß - Stanislaw Lem]

Unvorbereitet fällt der Astronaut Tichy erst von einer Halluzination in die nächste, dann in den Kälteschlaf, aus dem er in ferner Zukunft erweckt wird. Hier ist nichts wie es scheint: Maskone haben die überholten Halluzinogene abgelöst und sind allgegenwärtig. Gezielt werden sie verabreicht, um die Illusion einer heilen Welt aufrechtzuerhalten. Mißtrauisch versucht der 'Tauling', den Dingen auf den Grund zu kommen und sich dabei von Psychemie - Glaubsalz, Desakustin, Sympathol, authenthal, Inversin, Barmherztropfen usw. - fernzuhalten, doch die Wahrheit, die er Schicht für Schicht entblättert, ist schlimmer als jede Illusion. Und war das wirklich die letzte Wahrheit? Genialer Alptraum.

[Das Leben als Zumutung - Linda Verhaelen]

Sympatisch depressive Säuferin jongliert sich ziellos durch Job und Leben, Kerle sind ihr nicht geheuer, in reichem Deutsch beschreibt sie ihr jammervolles Dasein, besonders das Büroleben, ihre lieben Kolleginnen, daß es ein Fest ist. Und schlußendlich heiratet sie den Prinzen - unerwartetes glückliches Ende? Es gibt einen zweiten Teil: Schlampenleben.


[Unser effizientes Leben. Die Diktatur der Ökonomie und ihre Folgen - Dirk Kurbjuweit]

Die McKinsey-isation bedroht die freie Welt! Warum habe ich noch Zeit, ein Buch zu rezensieren? Ohne Geld dafür zu machen? Die Effizienz durchdringt unser Leben, sie ist vom Berufsleben ins Private herübergeschwappt. Politiker werden Manager und wollen ihr Produkt mittels Werbung verkaufen. Aber sie sind Sklaven der Industrie, die über die globalisierte Standortfrage das Land nach ihrem Gusto erpreßt.
Alles muß sich rechnen, muß Sinn machen, soll durchorganisiert und fehlerfrei sein. Wer dranbleiben will, muß sich ständig erneuern, sich und sein Leben der Effizienz, der ökonomischsten Ausnutzung seiner Zeit und Ressourcen ergeben.
Wir haben die Götter gewechselt wie ein unmodisch gewordenes Hemd, das Geld ist unser Allmächtiger. Spielerisches Sehnen nach der Vergangenheit können sich die Gewinner des Spiels erlauben, sie meinen es ja doch nicht ernst. Für echte Reflexion bleibt keine Zeit, nur das Jetzt zählt, das Morgen kommt sowieso.
Wer sich dem nicht unterordnen will, störrisch auf Sicherheit und Heimat setzt, den Götzendienst am Mammon ablehnt, scheint in dieser Welt zu den Verlierern zu gehören.
Ist so eine Gesellschaft das was wir wollen? Haben wir eine Wahl? Klar, wir sind es, die das bestimmen. Wir sollten nicht jede Entwicklung als gegeben hinnehmen, sondern wieder kritisch zu hinterfragen lernen. Maul aufmachen. Sogar die US-amerikanischen Journalisten haben angesichts der unvorstellbaren Zustände in ihrem eigenen Land dahin zurückgefunden. Sonst wird das Leben öde und einförmig. Aldous Huxley läßt grüßen.

[Globus Dei - Helge Schneider]

Punktgenauer Absturz am Nordpol. Die Reise ins Abenteuer beginnt. Doch sie ist recht kurz. Das Buch scheint absichtlich auf eine bestimmte Seitenzahl begrenzt und wird zum Ende dünner. Keine Lust mehr gehabt???


[Die Indoeuropäer - Reinhard Schmoeckel]

Wer es noch nicht wußte: Die Wurzeln unserer, der indoeuropäischen Sprachfamilie gründen in der südrussischen Steppe, von dort eroberte sie die Welt in mehreren Auswanderungswellen bis nach Spanien und Indien, Persien und Skandinavien, verdrängte dabei viele andere Sprachen. Also kann es ja nicht so schwierig sein, sich mit einem Inder zu unterhalten!? Los jetzt!


[Die Puppenspieler - Tanja Kinkel]

Jakob Fugger nimmt gegen die Empörung seiner Familie den Neffen seiner Frau zu sich, der, gerade zwölf, seine Mutter auf dem Scheiterhaufen hat brennen sehen. Der vielversprechende Jüngling lebt auf und wird ausgebildet um dem Unternehmen nützlich zu sein. Neidischen Fuggers zum Trotz schickt ihn Jakob nach Florenz wo er gute Dienste leistet, während er sich in erlauchte Kreise vorarbeitet, die ihm nicht nur Gutes wollen. Sein Anliegen, zu beweisen, daß es keine Hexen gibt, verwässert etwas, doch sein Wirken bringt ihm einen Mordversuch ein, den er nur knapp - durch die Hilfe seiner Geliebten, die sich eine Hexe nennt - überlebt.
Das Buch fesselt und macht das 15. Jahrhundert wieder lebendig. Ich bin derzeit in der Sphäre der historischen Bücher gefangen und erst jetzt, da mir kein Geschichtslehrer mehr die verdammten Merkzahlen einzubläuen versucht, erschließt sich der Zauber der Vergangenheit. Es scheint mir, daß jede noch so weit entfernte Epoche Erstaunliches zu erzählen hat, auch wenn oberflächlich gesehen vor uns nur Barbaren die Erde bevölkert haben mögen.

[Schlimmes Ende - Philip Ardagh]

In eineinhalb Stunden durchgelesen, das Bändchen. In der Ausdrucksweise durchaus witzig, aber irgendwas fehlt. Es ist in kurzen Folgen (nicht Kapiteln) angelegt, in denen alles angerissen und wiederholt wird (wohl weil es Folge für Folge postalisch vom Vater an den Sohn gesandt wurde). Aber der Harry Rowohlt ist als Übersetzer sicher kaum zu schlagen. Die Illustrationen sind sehr gelungen. Reinlesen!


[Der ferne Spiegel - Barbara Tuchman]

Nein, nein und nochmals nein! Es ist nicht Frau Tuchmans Schuld, daß ich froh bin, die Lektüre endlich hinter mir gelassen zu haben! Ich bin ein ungeeigneter Konsument historischer Sachbücher. Wenn da nicht ein romanesker Faden gesponnen wird, tue ich mich sehr schwer. Und es ist nur der wirklich verblüffend interessanten Erzählweise zu verdanken, daß das Buch nicht, wie so manch anderes, mit einem Lesezeichen im ersten Zehntel im Schrank vergammelt. Zu empfehlen!
Übrigens: Es geht um die keineswegs dröge Geschichte Europas im 14. Jahrhundert, die Zeit verrückter Könige, marodierender Banden, armer Bauern und hochtrabender Ritter.

[König Dame Bube - Vladimir Nabokov]

Hmm. Darf ich als Amateurleser, als blutiger Anfänger, einen Nabokov verreißen, einen Autoren von Weltruf? Vielleicht hatte ich ein paar schlechte Tage. Vielleicht war mir nicht danach, die Autopsie dreyer Hirne zu verfolgen, derer zwei sich in eine geheime Beziehung sexueller Abhängigkeit begeben. Ende gut, die Hexe stirbt, der arme Jüngling ist frei.

[Stadt der Blinden - José Saramago]

Ein Mann steht mit dem Auto an der roten Ampel und wartet auf grün. Plötzlich wird er blind. Ein gleißend weißes Blind. Und weitere folgen, der hilfreiche Mann der ihn nach Hause bringt, der Arzt der ihn untersucht und deren Patienten. Epidemie! Per Gesetz werden alle Blinden interniert und wir sehen nur noch durch die Augen der Frau des Arztes die sich - sehend - eingeschlichen hat. Wir sehen in drastischen Bildern wie das Lager vor die Hunde geht, und - als der klägliche Rest endlich fliehen kann - daß es draußen nicht besser aussieht. Doch ein hoffnungsvolles Ende folgt. Nun, die Schreibweise ohne Anführungszeichen der wörtlichen Rede ist gewöhnungsbedürftig, macht es aber auch schwierig aufzuhören.

[Quo vadis? - Henryk Sienkiewicz]

Wer kann sich vorstellen, daß das Christentum mal eine geächtete Religion war? Daß dutzende Götter halbherzig angebetet wurden während die Verehrung nur eines einzelnen Gottes verpönt war? Rom zur Zeit Neros, noch siegestrunkener Herrscher der Welt, prassend und träge und in ständiger Angst aus einer Laune des Caesars das Todesurteil zu empfangen, da verknallt sich ein Tribun aus altem Adelsgeschlecht in eine königliche Geisel, anders als alle anderen Mädels die er bisher kannte, und die glaubt doch tatsächlich, Christus dienen zu müssen und ziert sich! Der stolze Römer kann es nicht fassen, versucht sie mit allen Mitteln zu bekommen, erreicht aber genau das Gegenteil. Sie flieht, er ist wütend, will sie lieben und ehren und vermöbeln. Das Unglaubliche geschieht, er wandelt sich in über hundert Seiten vom Soldaten zum Christen, Rom brennt, die Christen werden beschuldigt, Tohuwabohu, sie kriegen sich und machen es sich auf Silizien gemütlich. Was mich sehr erstaunt hat war diese unglaubliche Verschwendung und Ausbeutung der ganzen Welt zur Vertreibung der Langeweile der römischem Bürger. Leben als gäbe es kein morgen. Einer der Gründe warum es keine Auerochsen mehr in Deutschland gibt.

[Arm und Reich - Jared Diamond]

Wo kommen wir her? Warum bauen wir Merzedesse und BMWse und können Kühe und Pferde überfahren während die Neu-Guineer im Urwald wilde Kleintiere jagen??
Diamond sucht mit uns nach den Ursachen der Ungleichverteilung der Güter und findet glaubwürdige und verblüffend einleuchtende Erklärungen. Warum haben die Spanier die Inkas überfallen und nicht umgekehrt? Komische Frage, könnte man denken, aber genau hier liegt der Hund im Pfeffer.


[Der Spiegelmacher - Philipp Vandenberg]

Wer hat's erfunden??? Nun, es ist kein Tatsachenroman, aber hier wandert das Wissen über die Druckkunst mit beweglichen Lettern aus chinesischen in deutsche Hände eines Spiegelmachers, der die erste Bibel und gleichzeitig - erpreßt mit dem Leben seiner großen Liebe - die Gegenbibel druckt, was ihn schlußendlich lebenslang in den Kerker führt.


[Die Jüdin von Toledo - Lion Feuchtwanger]

Spanien zur Zeit der muslimischen Besatzung. Ein gut situierter, jüdischer Kaufmann wagt mit seiner Familie den großen Schritt vom muslimischen Sevilla ins christliche Toledo, der Hauptstadt Kastiliens, und wird Schatzmeister des Königs. Dieser verguckt sich in des Kaufmanns Tochter und verbringt sieben Jahre in seinem Liebesnest mit ihr, während seine Angetraute in Burgos weilt. Eine aufgehetzte Meute erschlägt Vater und Tochter angestachelt von der Königin während der König erfolglos die Muselmanen zu schlagen versucht. Interessantes Zeitzeugnis des Mit-, Neben- und Gegeneinanders der Kulturen.


[Die Araber - Bernard Lewis]

Aller Anfang war...klein. Es begann in Mekka, wo Mohammed seinen Islam predigte bis er rausgeworfen wurde. In Medina endlich verstanden die Bürger ihn zu würdigen und es begann der Siegeszug des Islam um die Welt. Das Aufblühen des Nahen Ostens, die Weltherrschaft, die Kultivierung des Abendlandes, das Sammeln allen vorhandenen Wissens und dessen Umsetzung in aller Welt, die verheerenden Blitzkriege der Mongolen, der Niedergang der träge gewordenen und zerstrittenen Eroberer. Wahrscheinlich will niemand ihren Einfluß auf die Entwicklung des Abendlandes wahrhaben, aber ohne sie würden wir vielleicht immernoch in arschkalten Steinburgen hausen, Ritterspielen frönen und den Kirchenzehnten abdrücken?!?

[Der Heilige Krieg der Barbaren - Amin Maalouf]

Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber
Auch wenn die Kalifen und der Sultan und die Emire und wie sie alle hießen in ihre Kleinkriege verstrickt waren und den Kreuzträgern keine geschlossene Front entgegensetzen konnten, wirft die Darstellung der irren Eroberungszüge kein vorteilhaftes Licht auf das Abendland. Vom Säen des Christentums kann da ja wohl keine Rede sein, eher von privaten Raubzügen diverser Psychopathen, die sich sanieren wollten oder denen es zuhause zu langweilig war. Im Rückblick sieht es chaotisch aus, wenn jeder ständig die Fronten wechselt, Muslime mit Christen gegen ihre Brüder paktieren und umgekehrt. Was hat es genutzt? Nix. Oder?

[Die Pest - Albert Camus]

Man gebe mir Kraft es auszulesen...